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Bewusstsein für Frieden (1)

Alles Leiden
hat seine Wurzeln in der Ignoranz.

Es ist Ignoranz,
welche in der menschlichen Psyche
Angst, Gier und Aggression aufsteigen lässt.

All der Schrecken in der Welt,
den wir zur Zeit erleben,
lässt sich auf Ignoranz zurückführen;
aus ihr entsteht die Selbstsucht,
die als Angst, Gier und Aggression erscheint.

Ignoranz bedeutet:
die Wahrheit der Situation wird ignoriert.
Wenn man die Dinge ignoriert,
neigen sie dazu, unbewusst oder
knapp unter der Oberfläche abzulaufen.

Solange die Menschheit nicht zur
nächsten Entwicklungsstufe gelangt ist,
werden wir weiterhin
unsere animalischen Triebe ausleben,
oftmals unter dem vorgeschobenen Vorwand
hoher Ideale.

In ferner Vergangenheit waren Aggression, Gewalt sowie das Leben in der Gruppe
als Schutz vor Gefahren notwendige Überlebensmuster.
Räuberisches Jagdverhalten und das Zusammenrotten in immer größeren Einheiten
zur Verteidigung des eigenen Territoriums war für die menschliche Familie eine wichtige Überlebensstrategie.
Unsere tiefsitzenden biologischen Schaltkreise haben das Signal noch nicht erhalten,
dass die Muster, die früher einmal funktionierten, heute eine gefährliche Fehlfunktion darstellen.

Innerhalb der menschlichen Entwicklung ist dann zu einem relativ späten Stadium der göttliche Imperativ hervorgebrochen. Indem wir unsere Welt in ihrer Bedeutung zu erfassen suchten, haben wir dem Wetter wie auch anderen Kräften,
die außerhalb unserer Kontrolle liegen, göttliche Eigenschaften beigemessen.
Wir haben versucht, die Elemente durch Anbetung und Unterwerfung zu beherrschen.
Um unsere Überlebenschancen zu erhöhen, brachten wir Blutopfer dar und hofften damit, die Götter milde zu stimmen.

Es ist erstaunlich, dass der Gottesglaube der meisten Menschen auf der Erde in unserer Zeit
noch immer einer Sichtweise anhängt, die Gott als Wesenheit irgendwo da draußen existierend angesiedelt hat,
wobei Gott auf ihrer Seite steht und sich um den Ausgang von Kriegsgefechten kümmert.
Diese fundamentalistische Sichtweise religiöser Kulte, egal ob christlich, jüdisch oder muslimisch,
ist ganz offensichtlich die Ursache großen Leides.

Das Ego, das an sich selbstsüchtig, gierig, bedürftig, aggressiv und voller Angst ist,
bedient sich religiöser Überzeugungen
zu seiner eigenen Rechtfertigung
und verschließt sich damit vor jeder aufrichtigen Selbsterforschung.
Jeder Führer eines jeden Krieges
und einer jeden Schandtat,
die der Umwelt angetan wird,
ist sich sicher, dass er recht hat.
Das ist die Krankheit
der menschlichen Familie.

Was die Sünde
der menschlichen Ignoranz angeht,
so sind wir alle schuldig.
Wir alle sind in eine Welt
der Ignoranz und des Leidens
hineingeboren und teilen diese Bürde.
Die Möglichkeit, dass wir unsere Augen
und Herzen dem ganzen Horror öffnen
und den Schrecken erfahren,
erscheint uns allzu überwältigend,
so dass die meisten von uns vorziehen,
mit geschlossenen Augen zu leben.

Aber jeder von uns trägt eine große Verantwortung
und jedem von uns bietet sich eine große Gelegenheit.
Wir alle, die wir Menschen sind, haben dasselbe Herz wie der Buddha, wie Christus,
wie alle Heiligen und Weisen und erleuchteten Wesen,
die im Lebensstrom dieser menschlichen Familie erschienen sind.

Soweit ich es sehen kann, besteht die einzige Möglichkeit, diesen Wahnsinn zu beenden darin,
dass jeder Einzelne von uns sich weigert, daran teilzunehmen.

Und das bedeutet im tiefsten Sinne dies:
sich dem eigenen Schrecken zu stellen, der tief in jedem von uns existiert.
Jeder von uns muss die Erfahrung der Ignoranz durchleben,
muss den Ort aufsuchen, wo fundamentalistische Überzeugungen herrschen,
wo Angst und Aggression und triebhafte Territorialansprüche hausen,
und entdecken, was darunter ist, was tiefer liegt.

Was tiefer liegt,
ist der nächste Schritt
in der Entwicklung des Menschen.
Es ist die transzendente Erkenntnis,
dass du nicht auf das animalische
Menschsein begrenzt bist.
Ich meine damit nicht,
dass es dies lediglich zu verstehen
oder zu glauben
oder mit dem Denken zu erfassen gilt,
vielmehr dass du es unmittelbar
für dich selber erkennst.

Es erfordert die Bereitwilligkeit,
deiner persönlichen Identität
als männliches oder weibliches menschliches Triebwesen den Rücken zu kehren,
und es scheint so als sei das der Tod.
Du musst gewillt sein, dem Tod zu begegnen,
bereit, alles zu verlieren,
von dem du dachtest, es mache dich aus.
In deiner Bereitschaft, über die
persönliche Identität hinauszugehen,
vollzieht sich im Menschsein ein Entwicklungssprung.

Wenn du weißt, wer du bist,
bist du nicht in einer Identität gefangen,
die sich als begrenztes Wesen erfährt,
dem man ideelle Vorstellungen von Religion, Staat,
Familie oder Bündnissen aufzwingen kann.
Du stehst allein;
und paradoxerweise machst du die Entdeckung,
dass du mit allem eins bist.
Indem du das realisierst, fügst du niemandem Schaden zu.
Du bist die lebende Möglichkeit für alle Menschen.
Dein Erwachen ist die Erlösung für alles Vorangegangene.

Eli Jaxon-Bear

der NEUE Mensch