Die Spaltung betrifft auch den
Bewegungsmenschen.
Vor dem Fernseher,
vor der Tastatur und dem Monitor eines PC
ist er nahezu bewegungslos,
während in seiner Seele unter Umständen
intensive und dramatische Gefühle leben.
Medien spalten nicht nur
den 'sinnlichen' Menschen in zwei Teile,
sondern sie trennen auch
den Bewegungsmenschen
vom erlebenden Menschen los.
Der Konsum von Medieninhalten und die
Arbeit mit Medien
macht uns tendenziell zu bewegungslosen Kopfmenschen.
Medien berauben uns unserer
Bewegungsfähigkeit,
weil sie uns keine Möglichkeit für sinnvolle Bewegung geben.
Viele Kinder können nicht auf einem Bein
balancieren.
Der schmale Weg über einen Schwebebalken,
das Springen mit einem Hüpfseil bereitet ihnen
kaum zu bewältigende Schwierigkeiten.
Zu viele Kinder haben in den ersten
Jahren ihres Lebens
nicht gelernt, ihren eigenen Körper ausreichend
zu beherrschen.
Das liegt sicher nicht nur am Fernseher
und am Spielcomputer, sondern auch an den eingeschränkten
Bewegungsmöglichkeiten, in unserer urbanen und technisierten Lebenswelt.
Bewegungsmangel
ist ein sehr ernstes Problem
für die kindliche Entwicklung.
Denn die Beherrschung der eigenen
Motorik und vor allem der Feinmotorik ist eine wesentliche Voraussetzung für
die Ausbildung eines differenzierten Sprachgebrauches und eines
selbstständigen und beweglichen Denkens.
Frühkindlicher Bewegungsmangel ist eine
schwere Hypothek
für die ganze spätere Biographie. Letztendlich liegt aller Kreativität -
egal auf welchem Gebiet - die Fähigkeit zu Grunde, die innere seelische
Bewegung in einer entsprechenden äußeren Form zum Ausdruck zu bringen. |
Haben Sie schon einmal Eurythmie
gemacht?
Tun Sie es! Und beobachten Sie sich dabei!
Sie hören beispielsweise ein Musikstück.
Wie ist der Gang der Melodie, der Schritt des Rhythmus,
was erlebe ich dabei?
Wenn Sie sich nach einiger Übung genauer
beobachten,
können Sie gewahr werden, wie Sie beim Zuhören innerlich
feine Bewegungen ausführen. Während Sie die Melodie
eines Stückes lauschend verfolgen, bewegen Sie sich
in zarter Weise seelisch mit.
Wenn Sie nun beginnen Eurythmie zu
machen,
dann versuchen Sie eigentlich nichts anderes, als diese innerlich erlauschte
seelische Geste in einer äußeren körperlichen Gebärde sichtbar zum Ausdruck
zu bringen.
Im Idealfall ergibt sich dann, dass die
äußerlich sichtbare Bewegung genau dem entspricht, was Sie innerlich
seelisch beim Hören des Musikstückes oder des Gedichtes erlebten.
Höchste Konzentration ist erforderlich ,
um diese Einheit
der seelischen und der körperlichen Bewegung herzustellen.
Man erlebt, dass Eurythmie genau die
entgegengesetzte Wirkung hat wie die Begegnung mit einem Fernseher
oder einem PC.
In der
Beschäftigung mit der Eurythmie wird wieder zusammengebracht, was Medien
trennen.
Denn im Zuhören der im Moment von einem
Menschen auf einem Klavier oder einem anderen Instrument gespielten Musik
bin ich ganz in der Gegenwart.
Ich nehme mit allen Sinnen die Musik
wahr und bewege mich
in bestimmter Weise dazu. Der eigene Körper wird dabei
in seiner Ganzheit wahrgenommen.
Meine ungeteilte Aufmerksamkeit versucht
die eigene
leibliche Bewegung mit den in der Musik erlebten inneren Bewegungsgesetzen
in Einklang zu bringen.
Seele und Körper werden eins.
Eurythmie kann man also tatsächlich im
übertragenen Sinne
als sichtbare Sprache und anschaubare Musik bezeichnen.
Die inneren seelischen Gesten, die in
Sprache und Musik leben, finden in leiblichen Gebärden ihren entsprechenden
Ausdruck. So kann durch die Eurythmie wieder geheilt werden, was die
Fernseh- und die Computerkultur auseinander reißt. |